Historische Wege im Rundlingsgebiet

Kirch-, Schul-, Totenwege, Postwege und Heerstraßen

Ausschnitt Kurhannoversche Landesaufnahme

Da nicht jeder Rundling eine eigene Kirche hat und die Schulen in der Regel an den Kirchstandorten entstanden sind, führen von mehreren Rundlingen die Wege zu Kirche und Schule ihres Kirchspiels. Die meisten dieser Kirch- und Schulwege sind heute kleine Feldwege und Dorfverbindungsstraßen. Früher lief man – je nach Jahreszeit – auf sogenannten Richtwegen quer über die Felder auf die Kirchturmspitze zu. Diese Wege sind übergepflügt und verloren gegangen.

Zwei besonders schöne Kirchwege führen zur Kirche in Zeetze: der unter Denkmalschutz stehende Kirchweg von Püggen nach Zeetze und der Kirchweg von Zargleben nach Zeetze.

Zum Kirchsspiel Bussau gehören die Rundlinge Guhreitzen, Beseland, Granstedt, Bausen, Bischof Schlanze und Dickfeitzen. Der Kirchweg von Guhreitzen nach Bussau ist noch als Fußweg erhalten. Die Kirchwege von Prießeck, Bausen und Granstedt nach Bussau waren vor der Verkoppelung weitgehend Richtwege, d.h. Wege quer über die Felder direkt auf die Kirchturmspitze zulaufend. Durch das in der Verkoppelungszeit neu angelegte Wegenetz wurden sie verlegt und verlaufen heute auf den damals angelegten Verbindungswegen der Rundlinge.

Kirch- und Totenwege waren nicht identisch. Da die Toten auf einem Karren zum Friedhof gebracht werden mussten, gab es bei vielen Rundlingen einen gesonderten, breiteren Totenweg. Nach slawischem (heidnischem) Brauch sollten die Toten ein Gewässer queren, damit ihre Seele nicht wieder zurück kehren konnte. Solch ein Stück Totenweg, parallel zum Kirchweg, führt von Gühlitz zum Kirchdorf Meuchefitz.

Historische Heerstraßen sind in der Regel später zu wichtigen Verkehrsverbindungen wie Land- und Bundesstraßen ausgebaut worden. Im Wendland war die Wegeführung bis ins 19. Jahrhundert hinein schwierig, da das Gebiet sehr sumpfig war und die Trassen auf Wällen erst angelegt werden mussten. Die historische Heerstraße ( auf der Karte in ROT) von Lüchow nach Clenze z.B. verlief weitgehend auf den höher liegenden Geestrücken und querte sumpfiges Gelände nur an schmalen Stellen. Die Rundlinge in diesem Gebiet entstanden als Sackgassendörfer jeweils nur wenige Kilometer ab von dieser Heerstraße (auf der Karte in GRÜN). Im 19. Jahrhundert wurde der Verlauf der Straßenführung aber verändert: die Verbindung von Lüchow nach Clenze (L 261) führt heute direkt durch den Rundling Lensian. Aber die alte Straßenführung ist noch in weiten Teilen als Fußweg erhalten. An der historischen Verbindung lagen zwei Richtplätze, die Hinrichtungsstätte Amt Lüchow und die Richtstätte Amt Wustrow.